Hilfe Aspirin gegen Krebs?

Aspirin könnte im Kampf gegen Krebs helfen. In einer Studie lebten Krebspatienten länger, wenn sie Aspirin schluckten.

Aspirin hat fast jeder schon mal eingenommen. Die Acetylsalicylsäure, kurz ASS, ist ein wirksames und seit langem bekanntes Schmerzmittel. Doch ASS könnte auch Krebspatienten helfen. Wer niedrige Dosen an Aspirin – zusätzlich zur normalen Krebstherapie – schluckte, überlebte länger. Der Krebs metastasierte nicht und die Überlebenszeit stieg um stolze 20 Prozent, berichten Forscher der Cardiff University‘s School of Medicine. Es gebe immer mehr Hinweise, dass Aspirin manchen Krebspatienten nützen könne. Aufgrund der Studienergebnisse sollten Forscher die Wirkung des Aspirins als zusätzliche Krebstherapie genauer unter die Lupe nehmen, fordern die Wissenschaftler.

Krebs – Sterberisiko sinkt um bis zu 20 Prozent

Sie analysierten insgesamt 47 vorhandene Studien systematisch, an denen Patienten mit  Brustkrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs teilgenommen hatten. Wer zusätzlich zu gängigen Krebstherapien wie Chemotherapie, Bestrahlung oder einer Antihormontherapie niedrige Dosen an Aspirin eingenommen hatte, lebte länger. Das Sterberisiko sank bei den Aspirin-Schluckern um 15 bis 20 Prozent. Außerdem bildete der Krebs auch seltener Metastasen in anderen Organen, wenn Patienten mit diesen Krebsarten Aspirin geschluckt hatten. „Bislang wussten wir nur, dass niedrig dosiertes Aspirin vor Krebs schützen kann, aber die Rolle des Schmerzmittels in der Behandlung von Krebs war noch unklar“, erklärt Elwood.

Aber auch Patienten mit anderen Krebsarten könnten vom Schmerzmittel profitieren. „Die Ergebnisse aus sechs Studien, die andere Krebsarten einschlossen, ließen ebenfalls ein niedrigeres Sterberisiko erkennen“, sagt Prof. Peter Elwood, der Leiter der Studie. Allerdings sei die Teilnehmerzahl in diesen Studien zu gering gewesen, um endgültige Schlüsse ziehen zu können. Es müssten weitere Untersuchungen mit selteneren Krebsarten folgen.

Krebspatienten: „Mit Arzt über Aspirin sprechen“

Ein Problem einer dauerhaften Aspirin-Einnahme ist das Risiko für Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Deshalb schrieben die Cardiff-Forscher sämtliche Studienautoren an, um herauszufinden, ob bei den Patienten solche Magen-Darm-Blutungen aufgetreten waren. „In keiner Untersuchung wurde von einer lebensbedrohlichen Blutung berichtet“, sagt Elwood. Die Forscher raten Krebspatienten, mit ihrem Arzt über die Studienergebnisse zum Einsatz von Aspirin zu sprechen. „So können sie eine informierte Entscheidung treffen, ob sie zusätzlich zu ihrer Krebstherapie niedrig dosiertes Aspirin einnehmen oder nicht“, so der Forscher.

Aspirin als Krebsschutz – so funktioniert es

Dass ASS das Risiko für Darmkrebs und möglicherweise auch für andere Krebserkrankungen senkt, ist schon länger belegt. Wie aber senkt ASS genau das Krebsrisiko? Dieser Frage ging ein internationales Team von Wissenschaftlern nach. Sie führten eine detaillierte Stoffwechsel-Analyse durch und stießen auf einen biochemischen Prozess, von dem bislang nicht bekannt war, dass er durch ASS reguliert wird. Die Konzentration des Stoffwechselprodukts 2-Hydroxyglutarat im Blut der Probanden sank dank Aspirin. Auch in zwei Darmkrebs-Zelllinien ließ sich dieser positive Effekt beobachten. 2-Hydroxyglutarat gilt als Krebstreiber, denn bei bestimmten Leukämien und Hirntumoren wurden erhöhte Konzentrationen dieses krebsfördernden Stoffwechselproduktes gefunden. Zahlreiche Forschergruppen untersuchen derzeit, wie 2-Hydroxyglutarat die Krebsentstehung antreibt.

Quellen:

  • Elwood P et al. Aspirin in the Treatment of Cancer: Reductions in Metastatic Spread and in Mortality: A Systematic Review and Meta-Analyses of Published Studies. PLOS ONE. 20. April 2016, http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0152402
  • Deutsches Krebsforschungszentrum, www.dkfz.de (Abruf: 23.4.2016)
  • Liesenfeld DB et al. Aspirin Reduces Plasma Concentrations of the Q2 Oncometabolite 2-Hydroxyglutarate: Results of  a Randomized, Double-Blind, Crossover Trial. Cancer Epidemiology, Biomarkers &Prevention 2015, DOI: 10.1158/1055-9965.EPI-15-0697

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de