Cholesterin und Brustkrebs – fatale Liaison?

Es gibt einige Risikofaktoren für Brustkrebs – einer davon: Übergewicht und Fettleibigkeit. Ein Grund dafür könnte ein zu hoher Cholesterinspiegel bei den Frauen sein.

Ist Cholesterin ein möglicher Risikofaktor für Bruskrebs? Das jedenfalls behaupten Forscher in einer neuen Studie.  Das wäre eine unheilvolle Liaison, denn mehr als die Hälfte der über 40-Jährigen in den westlichen Industrieländern haben einen erhöhten Cholesterinspiegel – Tendenz aufwärts.  Cholesterin ist allgegenwärtig und ein lebenswichtiger Stoff: Er steckt in vielen Nahrungsmitteln und der Körper stellt Cholesterin zudem selbst her.

Erhöhtes Krebsrisiko durch zu viel Cholesterin

Das Forscherteam um Dr. Rahul Potluri von der Aston University in Birmingham analysierte die Daten von mehr als einer Million Patienten, die in Großbritannien 14 Jahre lang beobachtet wurden. Darunter waren 664.159 Frauen – 22.938 davon hatten erhöhte Cholesterinwerte und 9312 erkrankten an Brustkrebs. 530 Frauen hatten beides gleichzeitig: zu hohe Cholesterinspiegel und Brustkrebs. Das Risiko für Brustkrebs sei bei Frauen mit zu viel Cholesterin um das 1,64-Fache erhöht, erklären die Forscher. „Die vorläufigen Studienergebnisse lassen vermuten, dass Frauen mit zu viel Cholesterin im Blut ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs haben“, erklärt der Kardiologe Potluri. Aus dieser Beobachtungsstudie könne man aber nicht schließen, dass das hohe Cholesterin die Ursache für den Brustkrebs sei. „Aber der Zusammenhang ist deutlich – deshalb brauchen wir weitere Untersuchungen“, so Potluri.

Cholesterinsenker gegen Krebs?

Die Idee der Forscher ist: Cholesterinsenker als Brustkrebsschutz einzusetzen. „Dies eröffnet die Möglichkeit, sich vor Brustkrebs mit Hilfe von Statinen zu schützen“, sagt Potluri. Die Medikamente seien „billig, weit verbreitet und relativ sicher“. Statine zählen weltweit zu den am meisten verschriebenen Medikamenten und senken den Cholesterinspiegel zuverlässig. Allerdings brauche man noch mehr Zeit, um diese Idee zu testen, so der Forscher weiter. Realistisch seien Zeiträume von 10 bis 15 Jahre.
Gut und böse

Beim Cholesterin unterscheiden Mediziner das „gute“ HDL (High Density Lipoprotein) und das „böse“ LDL (Low Density Lipoprotein). Ein erhöhter Cholesterinspiegel bedeutet in der Regel eine erhöhte Menge des „schlechten“ Cholesterins. Eine Hypercholesterinämie kann mehrere Ursachen haben. Die Veranlagung dazu wird teilweise vererbt. Verstärkend wirken äußere Faktoren wie eine fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und hoher Alkoholkonsum.

Cholesterin runter als Brustkrebs-Schutz

Über die Ernährung lassen sich Cholesterinwerte steuern. Empfehlenswert ist eine Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln. Dazu zählen beispielweise Vollkornbrot, Kartoffeln, Obst und Gemüse oder Hülsenfrüchte.

Außerdem sollte das Essen wenig Fett und Cholesterin enthalten. Tierische Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren sollten eher selten auf den Tisch. Dazu zählen etwa Eigelb, Butter, Sahne oder Wurst. Gut sind Fisch oder Geflügel mit wenig gesättigten Fettsäuren. Außerdem zum Beispiel Pflanzenöle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Sonnenblumenöl, Distelöl) oder einfach ungesättigten Fettsäuren (Olivenöl). Das hilft auch im Kampf gegen die überflüssigen Pfunde.

Rotwein in Maßen soll sich ebenfalls positiv auf den LDL-Spiegel auswirken und das HDL erhöhen. Auch durch körperliche Aktivität sinkt der Cholesterinspiegel. Am besten sind Ausdauersportarten wie Walken, Radfahren, Wandern oder Schwimmen. Ansonsten tun es auch Spaziergänge, Treppensteigen oder Unkraut jäten im Garten.

Quelle: Potluri, R.: „Hyperlipidaemia as a risk factor for breast cancer?“. Die Studie wurde am 6. Juli 2014 auf dem Kongress Frontiers in CardioVascular Biology (FCVB) 2014, Barcelona, vorgestellt.

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de