Brustkrebs-App hilft beim Abnehmen

Vielen Frauen gelingt es nach überstandenem Brustkrebs nicht, abzunehmen und sich regelmäßig zu bewegen. Eine neue App soll ihnen jetzt dabei helfen.

Übergewicht und Fettleibigkeit gelten nicht nur als Risikofaktoren für Brustkrebs, sondern begünstigen auch einen Rückfall. Dieser Zusammenhang ist schon länger bekannt. So ergab eine große Metaanalyse von 82 Studien, an der mehr als 213.000 Frauen teilgenommen hatten, ein um 35 Prozent erhöhtes Sterberisiko durch Brustkrebs dank des erhöhten Gewichts. Grund genug also, um an den vielen Pfunden anzusetzen.

Doch vielen Frauen fällt es schwer, nach den Krebstherapien einen gesunden Lebensstil zu pflegen und Gewicht abzubauen – und dieses dann auch zu halten. Forscher der Houston Methodist Cancer Center entwickelten jetzt eine Smartphone-App, um ehemaligen Brustkrebspatientinnen beim Abnehmen zu helfen. Der regelmäßige Austausch mit Ärzten und Ernährungsexperten über die mobile App ließ tatsächlich einige Pfunde wegschmelzen. Ihre Studienergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachblatt JCO Clinical Cancer Informatics.

Brustkrebs: Das Abnehmen gelingt dank App

An der kleinen Studie nahmen 33 Frauen teil, die an Brustkrebs erkrankt waren. 25 von ihnen nutzten die speziell auf sie zugeschnittene App regelmäßig über einen Zeitraum von vier Wochen. Im Gegensatz zu anderen Gesundheits-Apps ermöglichte die Houston Methodist-App es den Frauen, täglich in Echtzeit mit ihren betreuenden Ärzte und Ernährungsspezialisten zu kommunizieren. Sie bekamen direkte Rückmeldungen sowie gezielte Tipps und Anleitungen zu ihrem Lebensstil. So protokollierten die Brustkrebspatientinnen zum Beispiel ihre täglichen Mahlzeiten in der App. Die Ernährungsexperten überprüften, was auf den Teller kam, und machten sofort Anmerkungen und Vorschläge dazu. Die Frauen sollten so gesündere Ernährungsweisen einüben und diese festigen, vor allem zwischen den regelmäßigen Terminen beim Arzt.

56 Prozent der Frauen verloren im Schnitt 3,5 Pfund während der Pilotstudie. Und: Je häufiger die Brustkrebspatientinnen die App nutzten, desto stärker nahmen sie ab. „Auch wenn einige Krebsbehandlungen den Stoffwechsel drosseln – eine der größten Hürden für Frauen nach einer Brustkrebserkrankung ist es, die richtige Unterstützung für einen gesunden Lebensstil zu finden“, sagt die Onkologin Tejal A. Patel, die Co-Seniorautorin der Studie. „Wir sagen unseren Brustkrebspatientinnen zwar, dass ein Gewichtsverlust die Rückfallgefahr senkt. Aber wir bieten ihnen keine strukturierte Hilfen an, um abzunehmen und ein gesundes Gewicht auch zu halten“, so Patel weiter. Die mobile App biete eine direkte Verbindung in die Arztpraxis und ermögliche Verhaltensveränderungen in Echtzeit.

App bringt Frauen mit Brustkrebs in Bewegung!

Neben den Tipps zur Ernährung sind auch die Sport und Bewegung ein wichtiger Teil der neuen App. Viele Studien zeigen nämlich, dass nur 35 Prozent der Frauen nach einer Brustkrebserkrankung so körperlich aktiv sind, wie Ärzte es empfehlen. Dabei zählt nicht nur Ausdauersport wie Schwimmen, Wandern und Radfahren oder Krafttraining im Fitnessstudio. Gut für die Gesundheit und eine wirksame Hilfe beim Annehmen ist jede Art von Bewegung im Alltag – vom Treppensteigen, flottem Spaziergang zum Supermarkt bis hin zu Tätigkeiten im Haushalt oder Gartenarbeit.

„Wir sind heute eine mobile Gesellschaft. Deshalb sollten digitale Innovationen wie Gesundheits-Apps für Smartphones so gestaltet sein, dass wir unsere Patienten stärken und ihnen eine maßgeschneiderte Unterstützung anbieten“, findet Stephen Prof. T.C. Wong. Sein Team aus Informatikern hat die App entwickelt. Mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmerinnen hätten die App einfach in der Anwendung gefunden und sie täglich zur Unterstützung und fürs Feedback genutzt. „Die App half den Brustkrebspatientinnen, ihre täglichen Verhaltensmuster zu verändern und ihre persönlichen Ziele besser zu erreichen“, sagt Wong.

Brustkrebs-App in Zukunft für alle

Auch die Ernährungsexperten selbst profitieren von der App. Sie erlaubte es ihnen nämlich, jeden Tag mit mehr Krebspatienten zu sprechen und ihnen Tipps zur Ernährung und Bewegung zu geben als dies normalerweise möglich gewesen wäre. In der Studie konnten die Ernährungsspezialisten zudem die Krebspatientinnen dazu motivieren, sich gegenseitig virtuelle Unterstützung zu geben. „Ein gesundes Gewicht aufrechtzuerhalten ist für alle Menschen schwierig. Gerade Frauen, die eine Brustkrebserkrankung überlebt haben, dürfen wir dabei nicht alleine lassen. Wenn wir sie stärken und unterstützen, macht dies einen wirklichen Unterschied“, erklärt die Ernährungsspezialistin Renee Stubbins.

Derzeit ist die App nur für Studienteilnehmer zugänglich. Ziel ist es jedoch, die App zukünftig für alle Krebspatienten im App Store und bei Google Play anzubieten. In weiteren Studien wollen die Forscher zudem mehr über die Langzeiteffekte der App herausfinden. Denn langfristige Verhaltensänderungen können sich positiv auf die Gesundheit bei Krebspatienten auswirken. Die Teilnehmerinnen der ersten Studie sollen Brustkrebspatientinnen sein, die sich gerade einer Chemotherapie oder anderen Krebsbehandlungen unterziehen. Eine zweite Studie soll Überlebende nach einer Krebserkrankung umfassen. Hier wollen die Forscher die körperliche Aktivität, das Wohlbefinden und die Ernährung über einen Zeitraum von zwölf Wochen aufzeichnen.

Quelle:

  • Stubbins R. et al. A behavior-modification, clinical grade mobile application to improve breast cancer survivors‘ accountability and health outcomes. JCO Clinical Cancer Informatics. DOI: 10.1200/CCI.18.00054. (Online Nov. 30, 2018)

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Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de