Mammografie-Screening – selten falscher Alarm

Das Mammografie-Screening soll Brustkrebs früher aufdecken. Doch manche Frauen werden auch durch falschen Alarm in Angst und Schrecken versetzt – allerdings selten.

Die Diagnose Brustkrebs ist für die alle Frauen der Albtraum schlechthin. Doch die Heilungschancen stehen gut, wenn Radiologen den bösartigen Tumor in der Brust rechtzeitig entdecken – wenn der Knoten noch klein ist und die Krebszellen noch nicht in andere Organe gestreut und sich Metastasen gebildet haben. Das Mammografie-Screening, eingeführt im Jahr 2005 in Deutschland, soll Brustkrebs bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren früher auffinden und die Sterblichkeitsrate senken. Alle zwei Jahre haben Frauen in diesem Alter Anspruch auf die Röntgenuntersuchung der Brust. Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie hat jetzt erste Ergebnisse für das Jahr 2013 vorgelegt. Rund 2,9 Millionen Frauen hatten in diesem Jahr am Mammografie-Screening teilgenommen. 70 Prozent davon waren zum wiederholten Mal dabei. Die Teilnahmerate lag bei nicht gerade berauschenden 57 Prozent.

Brustkrebs-Vorstufen im Mammografie-Screening auf der Spur

Entdeckt wurden bei der Brusktkrebsfrüherkennung 3.549 in-situ-Karzinome. Dazu zählt zum Beispiel DCIS, das duktale carcinoma in situ. Hier haben die Krebszellen noch nicht die Basalmembran durchbrochen und sind invasiv geworden. Ob und wann sich DCIS zu invasivem Brustkrebs weiterentwickeln, ist bislang eine der wichtigsten ungelösten Fragen. So werden Frauen mit DCIS oft mit Therapien wie bei Brustkrebs behandelt, also Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Dazu raten Ärzte oft, obwohl unklar ist, in welchen Fällen DCIS gefährlich geworden wären.

Mammografie-Screening findet kleinere Tumoren

Die Radiologen fanden außerdem 13.537 invasive Karzinome. Der Anteil der Brusttumoren, die kleiner als 15 Millimeter waren, lag bei 59 Prozent – umgerechnet also 7.729 Karzinome. Bei 78 Prozent der Brustkrebserkrankungen (10.381 Karzinome) waren die Lymphknoten noch nicht befallen. Der Brustkrebs hatte sich noch nicht auf Wanderschaft begeben. Damit liegen die Heilungschancen höher. Der Anteil der prognostisch ungünstigen Karzinome (UICC-Stadium II+) betrug 21 Prozent (3.594 Karzinome). Vor der Einführung des Mammografie-Screenings zur Brustkrebsfrüherkennung waren es 56 Prozent.

Alarm wegen Auffälligkeiten beim Mammografie-Screening

Rund 130.000 Frauen wurden erneut eingeladen, weil die Radiologen im Röntgenbild Auffälligkeiten entdeckt hatten, die weiterer Abklärung bedurften. Eine nervliche Zerreißprobe für die Frauen bedeutet das. Bei vielen gaben bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung Entwarnung. Aber bei rund 35.000 dieser Frauen war eine zusätzliche Gewebeprobe (Biopsie) nötig. Ärzte entnehmen dabei mit dünnen Nadeln Zellen aus dem auffälligen Areal in der Brust. Pathologen untersuchen das verdächtige Gewebe anschließend im Labor auf das Vorhandensein von Krebszellen. Etwa die Hälfte dieser Frauen (17.430) erhielt schließlich die Diagnose Brustkrebs – das waren im Bundesdurchschnitt 6 von 1.000 untersuchten Frauen.

Bei 440 der Biopsien klafften der gutartige oder unauffällige pathologischen Befund und  die bildgebenden Diagnostik auseinander. In diesen Fällen mussten zusätzliche Biopsien durchgeführt werden. Der Anteil dieser unzureichenden Biopsien lag bei 1,3 Prozent. Auch deshalb gerät das Mammografie-Screening immer wieder in die Kritik: Denn viele Frauen werden in Panik versetzt, wenn Ärzte weitere Abklärungen empfehlen. Auch invasive Eingriffe wie eine Biopsie bergen Risiken. Allerdings gilt es auch, keine Brustkrebserkrankung zu übersehen. Kritiker bemängeln außerdem die falsch-positiven Befunde – ein Brustkrebs, der sich hinterher als nicht bösartiger Tumor entpuppt. Auch werden Brustkrebserkrankungen diagnostiziert (und behandelt), die den Frauen zu Lebzeiten nicht gefährlich geworden wären.

Brustkrebs oder nicht? Sieben Tage warten …

Die Wartezeit zwischen Untersuchung, Befundmitteilung und Abklärungstermin ist extrem belastend für die Frauen. In den Europäischen Leitlinien wurde aus diesem Grund festgelegt, dass mindestens 90 Prozent der untersuchten Frauen ihr Ergebnis nach spätestens sieben Werktagen erhalten. Im deutschen Mammografie-Screening teilten die Ärzte 92,5 Prozent der Frauen ihr Ergebnis innerhalb dieses Zeitraums mit.

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Jährlich erkranken rund 75.000 Frauen in Deutschland neu an einem bösartigen Tumor in der Brust – fast 18.000 Frauen sterben jährlich an Brustkrebs. Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Brustkrebs, der wichtigste ist das Alter. Mit den Jahren steigt auch das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Aber auch die Gene, Hormone, Übergewicht und Fettleibigkeit oder Alkohol lassen das Risiko für Brustkrebs klettern.

Quellen:

  • Kooperationsgemeinschaft Mammographie, www.mammo-programm.de (Abruf: 11.7.2016)
  • Deutsche Krebshilfe, www.krebshilfe.de (Abruf: 11.7.2016)

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de