Krebspatienten – weg mit ungesunden Lebensmitteln!

Eine ungesunde Ernährung kann das Leben von ehemaligen Krebspatienten verkürzen. Sie haben ein erhöhtes Risiko, vorzeitig zu sterben.

Viel Zucker und Salz, gesättigte Fettsäuren, Weißmehlprodukte oder stark verarbeitete Lebensmittel wie Wurstwaren: Wer einmal Krebs hatte und sich anschließend ungesund ernährt, besitzt ein erhöhtes Risiko, vorzeitig zu sterben. Dies berichtet das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

Das Forscherteam analysierte und wertete insgesamt 117 Beobachtungsstudien mit Daten von mehr als 200.000 Menschen systematisch aus, die eine Krebserkrankung überlebt hatten. 55 Studien basierten auf US-amerikanischen, 33 auf europäischen und 21 auf asiatischen Daten. Die restlichen Untersuchungen berücksichtigen Daten von Studienpopulationen anderer Länder wie Kanada oder Australien. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Risiko eines vorzeitigen Todes bei Krebspatienten gibt. Im Blick hatten sie vor allem die Effekte bestimmter Lebensmittelgruppen, aber auch bestimmter Ernährungsweisen und -muster.

Ungesunde Ernährung lässt Sterberisiko klettern

Menschen, die sich vor oder nach der Krebserkrankung ungesund ernährten, hatten ein um bis zu 50 Prozent erhöhtes Risiko, frühzeitig zu sterben. Diese Zusammenhänge ließen sich besonders deutlich bei Patienten mit Brustkrebs und Darmkrebs beobachten. Als ungesund gilt die Western-Diät. Eine Ernährungsform, die durch einen hohen Anteil gesättigter Fette, zucker- und salzhaltiger Lebensmittel, Weißmehlprodukte sowie stark verarbeiteter Lebensmittel, wie zum Beispiel Wurstwaren, charakterisiert ist. Eine gesunde Ernährung, etwa die Mittelmeerdiät, verringerte dagegen die Sterblichkeit. Sie ist reich an Getreideprodukten, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Fisch.

Alkohol als Rückfallhelfer für den Krebs

Auch ein hoher Alkoholkonsum verkürzte die Lebenszeit von früheren Krebspatienten. Gefährdet waren vor allem Menschen mit Leberkrebs, Speiseröhrenkrebs, Rachenkrebs und Tumoren im Kopf- und Nackenbereich. „Wurden einzelne Lebensmittel und Getränke betrachtet, konnten wir zeigen, dass ein hoher Alkoholkonsum mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden war“, sagt Carolina Schwedhelm, die Erstautorin der Studie. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs zurückkehrte, stieg durch den erhöhten Alkoholkonsum auf bis zu 31 Prozent. Das galt vor allem für Frauen, die zuvor an Brustkrebs erkrankt waren.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine ungesunde Ernährungsweise die Lebenserwartung relativ stark beeinflusst“, betont der Studienleiter und Ernährungswissenschaftler Lukas Schwingshackl. Dies zeigten Studien, welche die Ernährungsgewohnheiten sowohl vor als auch nach der Krebsdiagnose erfassten. Umgekehrt könnten gesunde Lebensmittel und Ernährungsweisen, bei denen Krebspatienten reichlich von diesen Nahrungsmitteln essen, die Lebenszeit verlängern.

Schon frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Sterblichkeit von Krebspatienten hat. Die Erkenntnisse könnten sich zum Beispiel in speziellen Rehamaßnahmen niederschlagen, bei der eine gesunde Ernährung stärker im Fokus steht. „Eine Ernährung mit bevorzugt risikoarmen Lebensmitteln ist sinnvoll, nicht nur für Krebsüberlebende“, schlussfolgert Heiner Boeing vom DIfE.

Krebsdiäten – Nutzen unbewiesen

Eine spezielle Krebsdiät für Krebspatienten gibt es nicht, auch wenn im Internet verschiedene Krebsdiäten wie die ketogene Diät kursieren. Dabei soll eine kohlenhydratarme und zugleich extrem fettreiche Ernährung den Krebs besiegen. Andere Krebsdiäten empfehlen den Verzicht auf Zucker, Schweinefleisch, Kaffee, Tomaten oder Kartoffeln, die als „giftig“ für Krebspatienten gelten. Auch die Wirksamkeit von Methoden zur Entschlackung, Reinigung und Entgiftung sind wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Vielmehr gilt: Essen Sie, was Ihnen schmeckt und Sie gut vertragen. Der World Cancer Research Fund (WCRF) empfiehlt Krebskranken, sich genauso zu ernähren wie gesunde Menschen. Eine gesunde Ernährung ist vielfältig und abwechslungsreich. Sie besteht aus viel Obst und Gemüse, Vollkorn- und Getreideprodukten, Milch und Milchprodukten, Eiern, Nüssen, ungesättigten Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen statt tierischer Fette, mehr Fisch als Fleisch und wenig Wurstwaren.

Ernährung bei Krebs – Tipps

Der WCRF gibt folgende Tipps zur Ernährung bei Krebs:

  • Bleiben Sie so schlank wie möglich im Bereich des normalen Körpergewichts. Denn Übergewicht steht mit einigen Krebserkrankungen in Verbindung, zum Beispiel Brustkrebs. Wenn Sie übergewichtig oder adipös sind, versuchen Sie einige Kilos abzunehmen. Dies gelingt am besten mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung.
  • Seien Sie körperlich aktiv! Bewegen Sie sich und treiben Sie Sport. Am besten sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern, Radfahren oder (Nordic) Walking.
  • Essen Sie energiereiche, kalorienhaltige Lebensmittel nur in Maßen.
  • Vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke wie Limonaden, Cola, Softdrinks, Eistee und Energydrinks.
  • Konsumieren Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel, also Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse, pflanzliche Öle.
  • Trinken Sie wenig oder keinen Alkohol.
  • Essen Sie wenig Salz. Achtung: Vielen Lebensmitteln sieht man ihren Salzgehalt nicht gleich an.
  • Konsumieren Sie keine verschimmelten Nahrungsmittel.
  • Decken Sie Ihren Nährstoffbedarf ausschließlich durch Lebensmittel, nicht durch Nahrungsergänzung wie Vitamintabletten. Falls Sie solche einnehmen, besprechen Sie sich zuvor mit Ihrem Arzt.
  • Essen Sie wenig rotes Fleisch wie Schwein, Rind oder Lamm. Greifen Sie lieber zu weißem Fleisch wie Pute oder Hähnchen.
  • Vermeiden Sie möglichst den Verzehr von verarbeitetem Fleisch, etwa Wurstwaren.

Erst kürzlich stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Wurst als krebserregend ein. Vor allem für Darmkrebs bestehe ein erhöhtes Risiko. Damit stehen verarbeitete Fleischwaren wie geräucherter Schinken oder Corned Beef nun in der gleichen Kategorie der Krebsauslöser wie Tabak, Asbest oder Röntgenstrahlung. Als wahrscheinlich krebserregend gilt rotes Fleisch wie Schwein, Rind oder Lamm.

Quellen:

  • Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Nutrition Reviews (Schwedhelm et al., 2016, doi:10.1093/nutrit/nuw045;http://nutritionreviews.oxfordjournals.org/content/74/12/737.long.
  • Deutsche Krebshilfe: „Ernährung bei Krebs“, Blaue Ratgeber, https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/046_0115.pdf

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de