Brustkrebs: Sport hilft dem Gehirn!

Viele Brustkrebspatientinnen lässt ihr Gehirn nach den Krebsbehandlungen im Stich. Doch körperliche Aktivität und Sport könnten dem Oberstübchen wieder auf die Sprünge helfen, ergab eine aktuelle Studie.

Krebsbehandlungen wie eine Chemotherapie und Bestrahlung hinterlassen ihre Spuren – nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn. Ärzte schätzen, dass bis zu 75 Prozent aller Brustkrebspatientinnen nach den Krebstherapien unter kognitiven Beeinträchtigen leiden, manchmal sogar über Jahre hinweg. „Chemobrain“ nennen Ärzte dieses Phänomen. Das Denken, die Wahrnehmung, Erinnerung und das Gedächtnis funktionieren nicht mehr wie zuvor. „Ob Frauen mit Brustkrebs eine Chemotherapie erhalten oder nicht – viele erleben deutliche Einbußen der Gehirnfunktionen, die das Gedächtnis, Denken und die Konzentration betreffen“, sagt Sheri Hartman von der University of California, San Diego. „Sie erzählen, ihr Denken habe sich verlangsamt, ihr Kopf fühle sich vernebelt an und ihr Gehirn arbeite nicht mehr so gut wie vor den Krebsbehandlungen.“ Die US-Forscher um Hartman testeten jetzt in einer Studie ein einfaches und kostenloses Medikament, um die Leistungen des Gehirn wieder zu verbessern: Körperliche Aktivität! Wer Sport trieb, verdoppelte die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Oberstübchens nach einer Krebsbehandlung. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Cancer.

Sport nach Brustkrebs macht auch dem Gehirn Beine

An der kleinen Pilotstudie über zwölf Wochen nahmen 87 Brustkrebspatientinnen zwischen 21 and 85 Jahren teil, deren Brustkrebsbehandlung nicht länger als fünf Jahre zurücklag. Die Hälfte der Frauen absolvierte ein sportliches Trainingsprogramm, das individuell auf ihre sportlichen Interessen und Fähigkeiten zugeschnitten war. Zudem stellten die Forscher ihnen Wearables in Form von Aktivitätstrackern (Fitbit One) zur Verfügung, welche die körperlichen Aktivitäten aufzeichneten. Die Daten wurden zu den Forschern geschickt und ausgewertet. Die Frauen erhielten eine Rückmeldung zu ihrem Training und wurden ermutigt, sich mindestens 150 Minuten pro Woche moderat körperlich zu betätigen. Die Forscher unterstützten die Frauen dabei per Telefon oder E-Mails.

Video: Krebs und Sport – so wirkt körperliches Training!


Die anderen Brustkrebspatientinnen dienten als Kontrollgruppe: Per E-Mail erhielten lediglich allgemeine Informationen zur Gesundheitsfragen, gesunder Ernährung, Stressreduktion und Gehirnfitness. Die Forscher überprüften die Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit zu Beginn und am Ende der Studie anhand standardisierter Tests. Unter anderem bestimmten sie die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns, also wie schnell es Informationen aufnimmt und nutzt. Auch sollten die Frauen selbst Angaben zu ihren mentalen Fähigkeiten und bestehenden Problemen machen.

Brustkrebs: Training wirkt umso besser, je früher es beginnt

Frauen in der Sportgruppe hatten die Verarbeitungsgeschwindigkeit ihres Gehirns nach zwölf Wochen verdoppelt. Zudem sagten auch die Frauen selbst dreimal häufiger als Brustkrebspatientinnen aus der sportlich inaktiven Kontrollgruppe, dass sie geistig fitter seien. „Die Studie unterstützt die Annahme, dass Sport die kognitiven Fähigkeiten von Frauen mit Brustkrebs nach den Therapien verbessert“, erklärt Hartman. Die Forscher fanden aber noch einen anderen Zusammenhang: Bei Brustkrebspatientinnen, bei denen die Diagnose zwei Jahre und weniger zurücklag, war die Wahrscheinlichkeit für diese geistigen Verbesserungen etwa viermal so hoch. „Dies ist zwar eine vorläufige Untersuchung“, sagt Hartman, „aber scheinbar hat das körperliche Training einen umso größeren Effekt, je früher es nach der Diagnose beginnt. Auf diese Frauen müssen wir uns konzentrieren.“ In weiteren Studien wollen die Forscher jetzt herausfinden, wie lang und intensiv das Sportprogramm sein muss, um die besten Effekte auf das Gehirn zu erzielen.

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Nahrungsergänzung und Diäten

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Beliebt sind Diäten, pflanzliche, mineralische oder chemische Nahrungsergänzungsmittel sowie Reinigungs- und Entgiftungsmethoden. Dazu gehören zum Beispiel Schüßler-Salze, Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen, Selen und anderen Spurenelementen, Omega-3-Fettsäuren oder die Darmreinigung. Die Behandlungen, greifen in körperliche Vorgänge ein.

Frauen mit Brustkrebs: „Werdet aktiv!“

Dass Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Wandern nicht nur den Körper in Schwung bringen, wacher machen, die lähmende Erschöpfung Fatigue bessern und die Laune heben, sondern auch die Gehirnfunktionen positiv beeinflussen, vermuten Forscher schon länger. Eine aktuelle Untersuchung der University of Illinois, Urbana, lieferte weitere Beweise für die positiven Wirkungen der körperlichen Aktivität. Die Forscher um Diane Ehlers rüsteten 300 Brustkrebspatientinnen mit Beschleunigungssensoren aus und zeichneten eine Woche lang ihre körperliche Aktivität auf. Gleichzeitig griffen sie auf die Daten der iPad-App „BrainBaseline“ zu, auf der die Frauen Ratespiele absolvierten und die Auskunft über ihre kognitiven Funktionen gaben. Nach sieben Tagen waren Frauen, die täglich sportlich aktiv waren, deutlich wacher als Brustkrebspatientinnen, die kaum oder überhaupt nicht trainierten. Auch bei den Ratespielen hatten die Sportlerinnen die Nase vorne. „Die Botschaft an Krebspatienten und Überlebende ist: Werdet aktiv!“, rät Studienleiterin Ehlers.

Quellen:

  • Hartman S. J. et al.: „Randomized controlled trial of increasing physical activity on objectively measured and self-reported cognitive functioning among breast cancer survivors: The memory & motion study. Cancer, 2017; DOI: 10.1002/cncr.30987
  • Ehlers D.K. et. Al.: „The effects of physical activity and fatigue on cognitive performance in breast cancer survivors, Breast Cancer Res Treat (2017) 165: 699. https://doi.org/10.1007/s10549-017-4363-9

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de