Brustkrebs – Alkohol ist riskant

Viele Menschen trinken viel mehr Alkohol als eigentlich gesund ist – nicht nur Männer, auch Frauen. Doch Alkohol kann das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Bier, Wein, Spirituosen – Alkohol entspannt, lässt die Laune klettert und gehört für viele Menschen zu einem guten Mittagessen oder entspannten Feierabend. Doch viele Menschen in Deutschland gucken zu oft zu tief ins Glas. Nicht nur für die Leber ist das gefährlich, sondern bei Frauen auch für die Brust. Denn Alkohol, so bestätigten spanische Forscher jetzt, erhöhe das Risiko für Brustkrebs.

Brustkrebs – erhöhtes Risiko dank Alkohol

Dass Alkohol mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung steht, ist nicht neu. Aber immer mehr Studien deuten darauf hin, dass zu viel Alkohol das Brustkrebsrisiko klettern lässt. Damit bergen – neben Risikfaktoren wie Wurst und rotes Fleisch – jetzt auch Wein, Bier und Co eine potenzielle Krebsgefahr.

An der großen Langzeitstudie nahmen knapp 335.000 Frauen aus zehn europäischen Ländern teil – allesamt Freiwillige. Sie waren zwischen 35 und 70 Jahre alt und Teil der EPIC-Studie, die den Zusammenhang zwischen der Ernährung und Krebsentstehung analysierte. Alle Frauen genossen regelmäßig Alkohol.

Im Lauf der elfjährigen Beobachtungszeit erkrankten fast 11.600 Frauen an Brustkrebs. Wie schon frühere Studien konnten die Forscher einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Risiko für Brustkrebs nachweisen. Es vervierfachte sich mit jedem täglichen Glas Wein oder Bier, das die Frauen mehr tranken. „Das durchschnittliche Risiko einer Frau, die Diagnose Brustkrebs zu erhalten, erhöhte sich um vier Prozent mit jeden zehn Gramm Alkohol mehr pro Tag“, sagt María Dolores Chirlaque von der Universität von Murcia. In anderen Worten: Das tägliche Glas Wein oder Bier (oder weniger) entspräche einem Risikowert von 1. Bei einem Alkoholkonsum von zwei Gläsern Wein oder Bier klettere das Brustkrebsrisiko um vier Prozent, so Chirlaque.

Die Effekte wurden sowohl für hormonempfindlichen als auch hormonrezeptornegativen Brustkrebs beobachtet. „Alles deutet damit darauf hin, dass die Hormone nicht der Grund dafür sind.“ Die Ursachen müssten weiter erforscht werden.

Brustkrebs – die Dauer des Alkoholkonsums zählt

Wichtig war aber außerdem die Anzahl der Jahre, in denen die Frauen zu viel Alkohol konsumierten – auch diese beeinflussten das Brustkrebsrisiko. Je früher und länger eine Frau zu tief ins Glas guckte, desto höher war auch ihr Risiko für bösartige Tumoren in der Brust. Das gelte vor allem, wenn der Alkoholkonsum vor der ersten Schwangerschaft begonnen hat.

„Der Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für Brustkrebs, der veränderbar ist, wenn sich eine selbst Frau für einen gesünderen Lebensstil entscheidet“, sagt die Forscherin. Ärzte sollten Frauen darauf aufmerksam machen, dass sie diesen Risikofaktor im Auge haben müssen.

Dass Alkohol die Brustkrebsrate erhöht, schreibt auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ): „Je mehr eine Frau konsumiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit an Brustkrebs zu erkranken“.

So viel Alkohol trinken die Deutschen

Frauen sollten nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO maximal ein Glas Alkohol pro Tag trinken, bei Männern dürfen es zwei Gläser sein. Und: Sie sollten immer wieder alkoholfreie Tage zwischendurch einlegen und nicht an sieben Tagen der Woche bechern.

Die tatsächlichen Daten zum Alkoholkonsum zeigen allerdings, dass es viele mit den gesundheitlichen Empfehlungen nicht allzu genau nehmen: Rund 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumierten Alkohol in gesundheitlich riskanter Form, so die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Fast 136 Liter Alkohol trinkt ein Bundesbürger im Durchschnitt pro Jahr. Statistisch sind dies pro Kopf 10 Liter Bier, 20 Liter Wein, 4 Liter Schaumwein und mehr als 5 Liter Spirituosen.

Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig. Jedes Jahr sterben in Deutschland 74.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen ihres Alkoholmissbrauchs.

Quellen:

  • Elio Riboli et al.: „Alcohol intake and breast cancer in the European prospective investigation into cancer and nutrition“, International Journal of Cancer, 2015; 137 (8): 1921 DOI: 10.1002/ijc.29469
  • Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), www.krebsinformationsdienst.de (Abruf: 9.11.2015)
  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS), www.dhs.de (Abruf: 9.11.2015)

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de