Breast IT – Brustkrebs erkennen mit Handschuh und App

Eine App und ein smarter Handschuh sollen in Zukunft bei der Früherkennung von Brustkrebs helfen. Studenten aus Uganda haben „Breast IT“ entwickelt.

Nicht alle Frauen leben ihn großen Städten, wo es Ärzte und Spezialisten für Brustkrebs an fast jeder Ecke gibt. Für Frauen ohne ausreichenden Zugang zu Früherkennungsmethoden für Brustkrebs haben sich die IT-Studenten Moris Atwine, Alvin Kabwama und David Mwesigwa von der Makerere University, Uganda, eine besondere Methode einfallen lassen, um eine mögliche Brustkrebserkrankung frühzeitig aufzuspüren. Sie entwickelten einen speziellen Handschuh mit Ultraschallsensoren, der sich mit einer Smartphone-App verbinden lässt. „Breast IT“ heißt das Projekt. Mit der neuen Technology wollen die Studenten die Verbreitung von Brustkrebs eindämmen – eine Krankheit, die in Uganda immer noch stigmatisiert und oft viel zu spät entdeckt wird.

Frauen mit Brustkrebs werden ausgegrenzt

In Uganda droht Frauen mit Brustkrebs die gesellschaftliche Isolation. „Niemand will etwas mit dir und deiner Familie zu tun haben“, erzählt die Aktivistin Rebecca Mayengo in, die sich für die Aufklärung über Brustkrebs stark macht, in einem Video der „Deutschen Welle“. „Viele Ehemänner verlassen ihre Frauen und Arbeitgeber beschäftigen erkrankte Frauen häufig nicht weiter“, erzählt Mayengo, die selbst an Brustkrebs erkrankt war.

In Afrika und in Uganda nehmen die Fälle von Brustkrebserkrankungen zu – warum, weiß niemand. Auch die Überlebenschancen sind gering, weil der Brustkrebs oft erst entdeckt wird, wenn er weit fortgeschritten ist. Und der Zugang zu Krebstherapien wie Chemotherapie oder Bestrahlung ist ebenfalls schwierig. Die Spezialisten sitzen in größeren Städten wie etwa Kampala, und die ländliche Bevölkerung kann sich Reisen dorthin kaum leisten.

Breast IT – Brustkrebs digital erkennen

Umso wichtiger könnte Breast IT für solche Länder werden. Die Technologie besteht aus einer Software – einer Smartphone-App – und der Hardware – dem Handschuh, der Ultraschallsensoren besitzt und die Rolle des Arztes übernimmt. „Die Hardware ist ein gewöhnlicher Handschuh, mit dem die Brust abgetastet wird, um Brustkrebs aufzuspüren“, erklärt Atwine. Sobald über den Handschuh, der über die Brust rotiert, ein Knoten oder Tumor entdeckt wird, werden die Bilder per Ultraschallwellen ans Smartphone gesendet. Alternativ ließen sich die Bilder auch per Bluetooth vom Handschuh auf das mobile Gerät schicken, sagen die Studenten.

Handschuh mit Ultraschallsensoren erkennt Brustkrebs.
Handschuh mit Ultraschallsensoren erkennt Brustkrebs. © Deutsche Welle

Die Software besitzt eine Datenbank mit verschiedenen Bildern. Sie analysiert das eintreffende Bild, vergleicht es mit den schon vorhandenen und speichert es. Auf dem Screen des Smartphones erscheinen schließlich die Ergebnisse. Gerade Ärzten auf dem Land könne die Technologie die Diagnose Brustkrebs erleichtern, hoffen die Entwickler. Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, werden die Aufnahmen an Spezialisten wie einen Radiologen oder Onkologen geschickt. Sie können sich die Bilder ansehen, sie interpretieren und die nächsten Schritte einleiten. Die Entwickler hoffen so, die Wartezeit auf die Diagnose zu verkürzen.

Brustkrebs erkennen – wie verlässlich sind Handschuh und App?

Handschuh und App werden derzeit in klinischen Studien im ganzen Land getestet. Bislang hatten die Studenten einen Test am Uganda Cancer Institut durchgeführt. „Aufgrund der Resultate müssen wir die Genauigkeit der Software verbessern“, sagt Atwine. Sie liege derzeit bei 55 Prozent. Die Studenten hoffen aber, dass sich die Genauigkeit bis Ende des Jahres auf 70 Prozent steigern lässt. Ziel sei es, viele Frauen innerhalb kurzer Zeit auf Brustkrebs zu screenen.

„Gerade kleine Arztpraxen können sich den Handschuh leisten“

Auch in Atwines Familie gab es einen Fall von Brustkrebs – das war der Zünder für das Projekt Breast IT. Gerade in den ländlichen Regionen Ugandas ist die medizinische Versorgung oft mangelhaft. „Wenn wir auf die Risikofaktoren sehen, die zu Brustkrebs führen, ist die Familienhistorie einer der Ursachen von Brustkrebs. Mit der neuen Technologie und der mobilen Smartphone-App wollen wir die Verbreitung von Brustkrebs in unseren Familien stoppen“, sagt Atwine. In fünf bis zehn Prozent der Brustkrebsfälle ist der bösartige Tumor erblich bedingt. Am besten untersucht sind die Risikogene BRCA1 und BRCA2. Wer eines davon trägt, hat ein vielfach erhöhtes Risiko für Brustkrebs und Eierstockkrebs.

Es sei sehr wichtig, dass die Technologie Marktreife erreiche, sagt der ugandische Arzt Denis Mitti. „Gerade kleine Arztpraxen können sich teure Mammografie- und Ultraschallgeräte nicht leisten, diesen Handschuh aber schon.“ Der Preis für den Arzt liegt  bei umgerechnet 350 Euro.

Weitere Informationen zu Breast IT auf youtube.

Ingrid Müller

Ingrid Müller hat Biologie und Chemie studiert, ist gelernte Journalistin, Buchautorin und schreibt für verschiedene Medien, unter anderem Focus Gesundheit. Sie ist Chefredakteurin des Gesundheitsportals Prostata Hilfe Deutschland, die sich an Männer mit Prostatakrebs richtet. Zudem entwickelt sie digitale Gesundheitsprojekte mit. Zwölf Jahre war sie Chefredakteurin des Gesundheitsportals netdoktor.de